von Adebar » Di 31. Mär 2015, 15:08
Hallo,
ich habe mich sehr lange mit der Thematik Artillerie- und Infanteriemunition auseinandergesetzt, habe auch eine ganz gute Biliothek diesbezüglich, allerdings mit dem Schwerpunkt WK1.
Jedenfalls ist ein Auslösen rein durch Magnetismus nicht zu erwarten, da die Zünder bei Arimun seinerzeit rein mechanisch funktionierten und bei Fliegerbomben allenfalls noch chemische Zünder dazukommen.
Und einen Torpedo oder eine Seemine wirst Du vermutlich nicht aus'm Bach angeln.
Wie schon oben erwähnt, ist die Lageveränderung hier das Hauptproblem, sowohl aus mechanischer als auch chemischer Sicht.
Aus mechanischer Sicht im besonderen die handhabungsunsicheren Zünder der deutschen 8,8cm (und größer) Granaten (Flak und Panzerspreng) mit "vorgespanntem Schlagbolzen", wie der S/30 und S/60 sowie ganz besonders der bekannte Bodenzünder 5127 und andere...
Die Dinger, wenn "blind" sind so kritisch, daß sie stets vor Ort gesprengt werden.
Aus chemischer Sicht wurde in schlechten Zeiten, bei TNT-Knappheit gerne auf Ersatzsprengstoffe zurückgegriffen. Hier ist z.B. die Pikrinsäure ganz nett. Durch ihren sauren Charakter bildet sie in Verbindung mit Metallen Salze, die sog. Pikrate. Diese bitter schmeckenden, stark gelb färbenden Kristalle reagieren allergisch auf Reibung, Stoß und Wärme. Daher wurden die Zünder und Granatkörper innen lackiert oder mit Pappe ausgeschlagen um die Verbindung zu verhindern. Nur, ob die Lackschicht nach 70-100 Jahren noch intakt ist?
Auch die üblichen Initialsprengstoffe der Übertragungsladungen wie z.B. Quecksilberfulminat (Knallquecksilber) oder Bleiazid kann sich durch die lange Liegezeit verändern und es noch stoßempfindlicher machen, wie es sowieso schon ist.
Bei Fliegerbomben kommt noch der Aceton-Langzeitzünder hinzu. Eine normalerweise beim Abwurf automatisch zerstört werdende Glasampulle ist hierbei mit Aceton gefüllt. Das Aceton löst langsam einige Scheiben aus Zelloloid auf, die einen Schlagbolzen sichern. Sind die Plättchen geschwächt genug, löst der Schlagbolzen aus und die Bombe detoniert.
Nun kam es vor, daß die Glasampulle nicht zerstört wurde. Möglicherweise hat sie aber einen Haarriss und durch die Lageveränderung geht sie dann erst kaputt.
Gibt also viele Möglichkeiten, was alles passieren kann. Der Magnetismus ist m.M.n. nur bei maritimen Sprengkörpern relevant.
Grüße,
Dierk