Hallo,
früher war ich sehr häufig in dieser „Ecke“ und ein Freund von mir besucht heute noch 1—2x im Jahr seine Exschwiegereltern dort und nutzt die Zeit auch, mit einen Einheimischen zu
sondeln.
Daher kann man es wohl auf Theorie und Praxis in etwa so herunterbrechen:
Rein rechtlich ist es sehr problematisch. Es ist genehmigungspflichtig durch die Woiwodschaft, das stimmt - wurde uns 1999 schriftlich und deutlich mitgeteilt. Auch war die Ausfuhr von Gegenständen (sogar Bücher), die älter sind als 1945 ebenfalls genehmigungspflichtig - EU hin, EU her, sollte man sich beim Grenzübertritt auf Probleme einstellen, auch wenn Kontrollen selten sind.
Dazu kommt, daß es in Polen eine Art Waldpolizei gibt, die sich in erster Instanz um Holzdiebstahl kümmert. Aber als Ausländer von dieser Truppe angetroffen zu werden ist sicher unangenehm.
In der Praxis ist es so, daß es den meisten Einheimischen und auch mehreren Förstern, mit welchen wir sprachen, ziemlich egal ist. Daß es aber auch viele Sondler gibt und Grabungslöcher in den heißen Gebieten häufig zu beobachten sind.
Dadurch bedingt ist es auch nicht mehr so einfach, etwas Brauchbares zu finden, da die interessanten Ecken stärker frequentiert sind oder waren. Viele dort sind arbeitslos, haben Zeit und leben von dem, was sie finden können. Es gibt ja auch mehrere Märkte in Polen, auf welchen Bodenfunde verkauft wurden oder werden. Ich selbst war zweimal auf einem Markt in Beuthen/Oberschlesien, aber in Breslau und in Danzig gab es oder gibt es weitere Märkte. Auch die Internet-Handelsplattform allegro war früher voll davon. Hat man vor Jahren „Nieśmiertelnik“ für Erkennungsmarke, oder „Klamra Wehrmacht“ für Koppelschloß eingegeben, war das Angebot sehr groß. Heute sind dort sogar ganz eindeutige, originale Bodenfunde als „kopia replika“ eingestuft - vermutlich gibt es sonst Probleme.
In den Wäldern hält sich in Polen ansonsten praktisch niemand auf, wenn er dort nichts zu tun hat. Man sieht dort Pilzsammler und Leute die Holz machen, aber es ist kein typisches Naherholungsgebiet, Mountainbiker oder Wanderer etc. haben wir dort nie beobachtet. Heißt: in der Regel ist man dort ungestört. Wenn aber jemand dort unterwegs ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß er offiziell ist und Schwierigkeiten machen kann.
Auf der belgischen Militariabörse in Ciney haben wir schon häufiger Gelegenheit gehabt, mit polnischen Sondlern ins Gespräch zu kommen, viele Osteuropäer haben dort einen Stand.
Der Tenor war in etwa so: es ist sehr gefährlich geworden in den letzten Jahren. Militariasuche ist kritisch, die Suche nach äteren Stücken sogar brandgefährlich. So wurde uns von ein paar jüngeren Sondlern, etwa 4 Mann, berichtet, die dort einen Stand hatten.
Daher mein persönliches Fazit: lieber nicht. Es ist schwer geworden, dort etwas zu finden und das Risiko ist gestiegen, richtige Probleme zu bekommen. Ohne einheimische Hilfsperson, welche die Sprache und Umstände kennt, würde ich‘s nicht wagen wollen.
Grüße,
Dierk
P.S.: Wenn man es nicht lassen kann oder will ist es zumindest sinnvoll, sich im Vorfeld Nachdrucke alter deutscher Karten im Maßstab 1:25000 zu besorgen. Beim Bundesamt für Kartographie und Geodäsie bekommt man nachgedruckte Messtischblätter der ehemaligen Ostgebiete.
Man bekommt vor Ort keine brauchbaren, polnischen Karten, in diesem Maßstab schon garnicht. Und die Waldwege selbst haben sich i.d.R. seither kaum verändert.