von Ebinger1 » Fr 19. Dez 2014, 10:00
Willkommen im Schatzsucher.org
Der Name ist meiner Meinung nach nicht Programm, sondern ein Synonym für eine Notlösung.
Notlösung?
Meiner Meinung nach hat die überwiegende Mehrheit der Sondengänger ein ausgesprochenes Interesse an Geschichte und Geschichten.
An der eigenen, der Geschichte des Ortes, der Region, des Landes und den geschichtlichen Zusammenhängen, deren Einfluss auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Das Interesse geht aber weit über das Quellenstudium hinaus und es besteht ein Drang sich aktiv an der Erforschung der Geschichte zu beteiligen. Da bietet der Einsatz eines Metalldetektors schon ein aufschlussreiches Mittel um sich interessanten Metallfunden aus fast allen Epochen der menschlichen Entwicklung zu nähern und auch Zeugnisse dieser aufzufinden...
Das ist im Grunde genommen nichts verwerfliches.
Im Grunde genommen...
Dabei stellt sich dann nur ganz schnell die Frage:
In welchem Land lebst du?
In England?
In England und Wales werden Sondengänger auf breiter Ebene durch die Denkmalschutzbehörde in ihrer Arbeit bei der Erforschung und Dokumentation der geschichtlichen Zeugnisse unterstützt und durch langfristig angelegte Unterstützungen geschult und motiviert ihre Funde öffentlich zu teilen und zu melden. Fast wöchentlich profiliert sich die Denkmalbehörde durch die Präsentation von herausragenden Sondengänerfunden und deren archäologischer Auswertung.
Durch das Vorkaufsrecht der öffentlichen Hand und eine eigens dazu gebildete neutrale Bewertungskommission, gibt es keinerlei Anreiz Antiken in dubiosen Kanälen verschwinden zu lassen, wenn ein Finder auch ein monetäres Interesse hat. Die Verknüpfung von Befund und gesichertem Herkunftsnachweis, steigert aber den Wert der durch die Sondengänger gemachten Funde sowohl im Hinblick auf die wissenschaftliche Aussagekraft, aber auch im Hinblick auf den langfristigen Wert. Die gängige Praxis zeigt aber auch, das viele Funde als Schenkung oder Dauerleihgaben in Museen und Universitäten präsentiert werden.
Die weiteeichenden positiven Ergebnisse dieser Politik gegenüber den meldewilligen Sondengängern waren vor Einführung dieser Regelung vor knapp 15 Jahren noch garnicht absehbar. So war man auf Seiten der Amtsarchäologen nach wenigen Jahren um so begeisterter, welche ungeahnte Erkenntnisdichte und welche hohe Anzahl an qualitativ hochwertigen Funden und befunden gemeldet wurde.
Auslöser für diese Regelung war ein von der Amtsarchäologie gefordertes Sondenverbot und die Einschaltung einer unabhängigen Kommission zur Beurteilung der Lage durch das Parlament...
In Deutschland?
In Deutschland war man lange Jahre bemüht Sondengänger per Doktrin der einzelnen Landesdenkmalschutzämter draußen vor der Tür zu halten und möglichst zu verteufeln. Einige wenige Archäologen haben zwar im Hinblick auf ihre Forschungen dezent mit Sondengängern zusammengearbeitet, aber erwünscht war das von der Führungsebene nicht. Statt dessen stellte man sich dem Teilhabebegehren der Mehrheit der Sondengänger lieber barsch in den Weg und im Laufe der Jahre wurde versucht eine gezielte Kriminalisierung und Abwertung der Sondengänger als offiziellen Tenor zu etablieren. Das führte so weit das gezielt Felhbehauptungen gestreut wurden, eine Kriminalisierung recht willkürlich konstruiert und gezielt gegen Sondengänger in der Öffentlichkeit diffamiert wurde. Angeblich aufrechte Kulturgutschützer in den Reihen der Bevölkerung sollten einen grenzwertigen Beitrag zur Erhaltung der geschichtlichen Zeugnisse zur Ausmerzung des Sondengängertums durch Denunzierung leisten. Bürgeraufklärung wird in machen Bundesländern in Sachen Sondengängern von der Amtsseite mit so viel Herzblut betrieben, das sich fast schon der Eindruck der Volksverhetzung aufdrängt.
Gleichzeitig wurden auch Sondengänger nach Bewährung und Qualifizierung als ehrenamtliche Mitarbeiter des Amtes geduldet. Zum Teil wurde dieser Klientel schon einiges im Hinblick auf Zurückhaltung in Sachen Kritikfähigkeit, Einschränkung der Suchbereiche, Publikationsverbote, finanzieller Aufwand,... abverlangt. In manchen Bundesländern so viel, das die Zahl der NFG-Inhaber stetig abzunehmen scheint.
Diese Tatsache wird noch befeuert durch Stellungnahmen der Denkmalämter, in denen Sondengänger auf Anfrage nach Kooperationsmöglichkeiten, die aktuelle Gesetzeslage als generelles Verbot der Detektorsuche dargestellt wird. Anfragen auf NFG scheinen in den wenigsten Bundesländern zügig und konstruktiv bearbeitet zu werden.
Da man amtlich davon ausgeht das Sondengänger ihre Motivation nur am Wert der gefundenen Gegenstände fest machen, wurden in allen Bundesländern, außer Bayern, Schatzregale eingeführt, welche nicht nur den Schatzfinder sondern auch gleich noch den Grundstückseigentümer mit enteignen. Das ließ zwar die Anzahl der Sondengänger nicht zurückgehen, die Anzahl der gemeldeten Schatzfunde ist dafür momentan sehr überschaubar und bearbeitungsfreundlich.
Bundesweit beklagt sich die Amtsarchäologie über einen akuten Mangel an Mitteln. Diese haben zwar (inflationsbereinigt) etwa die zehnfache Höhe wie noch vor 30 Jahren, aber sei es drum. Ehrenamtliche Angebote werden nur im beschränkten Rahmen angenommen, ein Verweis auf die Andeutung Teilhabe wird mancherorten schon fast als ketzerischer Protest eingestuft.
Einige Wenige Sondengänger arrangieren sich mit der Situation und stellen Kritikfähigkeit und eigenständige Meinungsbildung hinter die wichtige Sache der Rettung und Dokumenation der Zeugnisse und Befunde unserer Vergangenheit zurück und ein Splittergrüppchen daraus radikalisieret sich mit dem „einzig wahren Gedankengut der Amtsarchäologie“ (welches wohl eher von deren Führungsebenen diktiert und zähneknirschend durch die unteren Ränge mitgetragen werden muss) um dann gegen, angeblich oftmals nur raubgräberisch ausgerichtete Hobbyisten ohne jeden wissenschaftlichen Anspruch, zu agieren.
Interessenvertretungen der Sondengänger werden torpediert und diffamiert. Den Tenor bezieht man von den Lippen einiger Hardliner und verbreitet ihn in vorauseilendem Gehorsam. Auch der eigene, hart erarbeitete Claim könnte in Gefahr sein...
...und dann der vermeintliche SUPERGAU.
Da haben doch einige Sondengänger die Frechheit mit ihrem Hobby freizügiger umzugehen. Sondengängerforen zeigen ungeniert Fundbilder und via Youtube teilen einige Sucher unbedarft ihren Spaß sowie die Leidenschaft für dieses Hobby.
Ist man sich nicht bewusst das fremde Spielplätze geschändet werden und ein angeblich ungutes Licht auf dieses eh schon fast kriminalisierte Hobby geworfen wird?
Ich habe auch gemahnt und für etwas mehr Zurückhaltung plädiert und die Jubelrufe aus anderen Foren für einen der aktivsten Protagonisten, Sondelpowerbenny, kritisch hinterfragt.
Nur habe ich vergessen mich dabei auch kritisch zu hinterfragen.
Müssen wir uns verstecken?
Ist unser Hobby illegal?
Sind wir Sondengänger gemeinschädlich?
Die rechtliche Situation verbietet, außer momentan in SH, die allgemeine Suche mit dem Metalldetektor nicht.
Die sogenannten facharchäologischen Argumente gegen die Sondengänger sind und waren nie haltbar.
Den Grundsatz der Gleichberechtigung und Teilhabe entsprechen weder Vorgehen noch die Argumente der Amtsseite.
Die überwiegende Mehrheit der Sondengänger wäre meiner Einschätzung nach bereit ein kooperatives Modell der Teilhabe der Sondengänger an der Geschichtsforschung mitzutragen.
Ich bin mir sicher, das ab dessen Einführung mit Begeisterung und gezielter Sorgfalt Funde und Befunde dokumentiert und gezeigt werden, sowie binnen kürzester Zeit ein ungeahnt breiter und tiefer Pool an Informationen für die Erforschung, Dokumentation und die Erhaltung unserer geschichtlicher Zeugnisse entsteht. Nicht zuletzt hat hier die Archäologie die Chance verlorene Sympathien in der Öffentlichkeit zu reaktivieren und eine breite Basis an motivierten ehrenamtlichen Mitarbeitern (oder besser Kooperationspartnern) zu gewinnen. Der positive Wettbewerb im Hinblick auf die Präsentation der Funde und ein gruppendynamischer Qualifizierungsdruck, bilden einen weiteren Synergieeffekt der den Ansprüchen beider Seiten gerecht wird.
Viele hochqualifizierte User mit langjähriger Erfahrung haben sich aus der aktiven Tätigkeit in den Foren, aus Angst vor Diffamierung und angeblichen rechtlichen Konsequenzen, zurück gezogen. Hiermit geht der Allgemeinheit ein großes Potenzial an Wissen und Erfahrung im Hinblick auf Fundbestimmung, Dokumentation und Restauration verloren. Diese könnten zurück gewonnen werden und deren Erfahrungsschatz kommt allen Seite zu Gute.
Aber das sind nur einige Beispiele.
Am Fall Barbarenschatz zeigt sich nun die ganze Tragweite der bisher in Deutschland betriebenen falschen Ausrichtung. Aufgabe aller LDAs ist der Schutz der Kulturgüter und nicht die Verhinderung von deren Entdeckung. Täglich werden immer noch mehr Flächen in unserem Land überbaut, als systematisch und gezielt abgesucht werden können.
Da sollte man im Hinblick auf eine angebliche Verschlechterung der aktuellen Situation nicht fordern, das die Problematik verschwiegen wird! An diesem Fall muss gezielt beleuchtet werden wie alle Seiten mit einem vorurteilsfreien Modell den Realitäten gerecht werden können.
Da hilft im Zweifelsfall auch ein Blick nach England und Wales.
Am Fall Barbarenschatz wird sich zeigen ob den richtungsbestimmenden Führungsebenen der Amtsarchäologie eher an Kooperation und gemeinsamer Aktivität für den Schutz unserer Kulturgüter, oder an Ausgrenzung angeblich unqualifizierter Mitspieler im Sandkasten der Geschichte gelegen ist.
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Aktion Archäologie
Verband zur Erforschung, Dokumentation und Erhaltung des geschichtlichen Erbes